Bürgerbus rollt ab 2. November durch die Verbandsgemeinde Hermeskeil

Alles ist startklar: Ab Montag, 2. November, können sich ältere Menschen aus der Verbandsgemeinde Hermeskeil von einem Kleinbus an der Haustür abholen lassen und damit kostenlos zum Arzt oder Einkaufen fahren. Der TV erklärt, wie das ehrenamtlich organisierte Projekt funktioniert.

Hermeskeil. Wie mobil fühlen sich ältere Menschen in der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil? Das hatte die Verwaltung im Frühjahr 2019 per Umfrage wissen wollen. Das klare Ergebnis damals: Zwei Drittel der Befragten im Alter über 65 Jahren wünschten sich einen Bürgerbus, der sie bei Bedarf aus ihrem Dorf nach Hermeskeil bringt – zum Arzt, zum Einkaufen oder einfach nur zum Kaffeetrinken.

Knapp anderthalb Jahre später ist es so weit: Der Bürgerbus ist startbereit. Gemeinsam mit Sponsoren und Unterstützern gab Bürgermeister Hartmut Heck am Montag den Startschuss für das Projekt, das eigentlich schon im April hätte beginnen sollen: „Leider sind wir wegen Corona etwas in Verzug geraten“, bedauerte der VG-Chef. Umso mehr freue er sich darüber, den seit Wochen in der Garage geparkten Bus jetzt endlich auf die Strecke zu schicken. Er sei als Ergänzung gedacht zum Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs, das im Hochwald „nun einmal nicht so ausgeprägt ist wie beispielsweise im nahegelegenen Oberzentrum“.

Die Zielgruppe Fahrten innerhalb des VG-Gebiets können ab Montag, 26. Oktober, per Anruf geordert werden (siehe Info). Laut Heck richtet sich das Angebot vorrangig an „lebensältere Menschen und Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind“. Die Erfahrung in Nachbarkommunen wie der VG Birkenfeld habe gezeigt, dass vor allem diese Zielgruppe dort den Bürgerbus nutze. „Es ist aber nicht gänzlich ausgeschlossen, dass auch mal ein Jüngerer einsteigt. Das wird sich einpendeln“, sagte Heck. Unterwegs ist der Bus künftig in der Woche von montags bis freitags. Passagiere werden an der Haustür abgeholt und zu ihrem Wunschziel gebracht.

Der Bus Transportiert werden die VG-Bewohner in einem Kleinbus der Marke Nissan mit Elektroantrieb. Die VG habe das Fahrzeug weder gekauft noch geleast, erklärte Heck, sondern für drei Jahre gemietet. „So haben wir keinerlei Verbindlichkeiten, was Versicherungen oder anderes betrifft.“ Die monatlichen Mietkosten und erforderliche Ausstattung seien dank einer Landesförderung und weiteren Unterstützern gut zu stemmen. Zu den Sponsoren zählten die Volksbank Trier und Sparkasse Trier, die Firma Westenergie (früher Innogy) und die private Stiftung der Hermeskeiler Eheleute Karl und Katharina Heil. Im Bus ist laut Heck Platz für Gehhilfen wie Rollatoren. Krankentransporte mit Rollstuhl dürfe der Bürgerbus allerdings nicht übernehmen.

Die Organisation Für das Projekt setzt die VG komplett aufs Ehrenamt. Bei einer Veranstaltung im Februar hatten sich 20 Freiwillige gemeldet, die nun ehrenamtlich als Fahrer fungieren. Auch den Telefondienst zu festen Zeiten zweimal in der Woche übernehmen ehrenamtliche Helfer (siehe Info). Denn jede Tour muss vorab telefonisch bestellt werden. „Die Nummer ist ab dieser Woche erreichbar. Die erste Fahrt soll am Montag, 2. November, sein“, kündigte Heck an.

Eine zentrale Rolle im Projekt übernimmt Arnold Eiden, der bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand Ende 2019 viele Jahre Leiter der Hermeskeiler Straßenmeisterei war. Als Bürgerbus-Koordinator wird er der Ansprechpartner für die ehrenamtlichen Helfer sein und bei der Organisation unterstützen. „Es ist mir wichtig, dass unsere älteren Mitbürger wegen fehlender Mobilität nicht von allem abgeschnitten sind“, sagte Eiden zu seiner Motivation. Ein Projekt wie der Bürgerbus fördere das Zusammenleben. Zu seinen Aufgaben zähle die Absprache mit den Fahrern, Hilfe bei der Planung der Fahrten am Computer und das Kümmern um Ersatz, sollte einmal ein Fahrer ausfallen. „Er hat eine wichtige Funktion, die er mit viel Engagement angepackt hat“, lobte der VG-Chef.

Hygieneregeln Platz im Bus haben sieben Fahrgäste. Wegen der aktuellen Corona-Situation werden aber vorerst maximal zwei Gäste pro Fahrt befördert. „Es gibt zwei Sitzreihen, so können wir den Mindestabstand sicherstellen“, sagte Heck. Im Bus gelte zudem Maskenpflicht. Das Angebot sei kostenfrei. Es gebe aber eine Spendenbox an Bord, deren Inhalt den ehrenamtlichen Helfern zugutekomme. Der Start während einer schwierigen Phase der Pandemie, gestand der VG-Chef ein, sei nicht ideal: „Trotzdem haben schon einige Interessenten angefragt, wann es losgeht.“

VG Kell am See

Info - So können Fahrgäste den Bürgerbus buchen

Der Bürgerbus der Verbandsgemeinde Hermeskeil ist von montags bis freitags jeweils in der Zeit von 8 bis 17 Uhr im Einsatz. Wer das kostenlose Angebot nutzen möchte, muss seine Fahrt rechtzeitig vorher telefonisch unter der Nummer 06503/809222 anmelden. Buchungen sind zweimal pro Woche möglich: montags und mittwochs zwischen 14 und 16 Uhr. Die ehrenamtlichen Fahrer holen die Fahrgäste jeweils an der Haustür ab und bringen sie zum gewünschten Ziel innerhalb der Verbandsgemeinde.

Trierischer Volksfreund, 27.10.2020