Stimmt es, dass ein Haus aus Stein länger hält als ein Holzhaus?

Fertighäuser werden meist in Holzbauweise erstellt. Ist die Lebensdauer eines Holzhauses geringer ist als die eines Massivhauses? Die Antwort gibt's hier.

Das Fertighaus wird immer beliebter, allerdings haftet ihm nach wie vor der Ruf an, eine deutlich kürzere Lebensdauer als ein Massivhaus zu besitzen. Fertighäuser sind meistens Holzhäuser, wobei es sich dabei um verschiedene Bauweisen wie Holztafelbau, Holzständerbau, Holzblockbau oder Fachwerksbau handeln kann. Haben Holzhäuser tatsächlich eine geringere Lebensdauer als Steinhäuser?

Die Antwort lautet: Nein, ein Steinhaus hält nicht zwangsläufig länger als eines aus Holz. Wie lange Häuser aus Holz oder Stein halten und wovon die Lebensdauer eines Hauses abhängt, das lest ihr hier.

Steinhäuser und Holzhäuser können über hundert Jahre lang halten

Steinhaus ist nicht gleich Steinhaus und Holzhaus ist nicht gleich Holzhaus. Deshalb lässt sich die Frage nach der Lebensdauer nicht pauschal beantworten. Es gibt nicht nur verschiedene Typen von Fertighäusern, was Qualität und Ausstattung betrifft. Auch bei konventionell gebauten Häusern gibt es große Unterschiede in Bezug auf Bauweisen und Baumaterialien (zum Beispiel Ziegel, Kalksandstein, Porenbeton, Leichtbausteine aus Bims und Blähton).

In der Schweiz und auf den Faröern gibt es Holzhäuser aus dem 11. und 13. Jahrhundert, die immer noch bewohnt werden. Ebenso gibt es zahlreiche denkmalgeschützte Häuser aus Stein, die mehrere hundert Jahre alt sind und immer noch sehr gefragt sind. Wichtig bei einem Haus und seiner "Haltbarkeit" ist grundsätzlich eine regelmäßige Instandhaltung.

Wie lange hält ein Haus?

Wie lange hält ein Haus?

Um diese Frage zu beantworten, muss man zwischen

der physischen Lebensdauer und

der wirtschaftlichen Lebensdauer

unterscheiden. Durch Renovierungen, Sanierungen und Reparaturen kann nahezu jede Bauart über sehr lange Zeiträume erhalten werden. Die oben genannten Beispiele zeigen das.

Bei gewöhnlichen Wohnimmobilien geht es aber immer darum zu prüfen, ob Aufwendungen für Wartung und Instandhaltung in einem vernünftigen und wirtschaftlichen Kostenrahmen liegen. Andernfalls wäre es sinnvoller, das Haus abzureißen und neu zu bauen.

Die Gesamtnutzungsdauer eines Hauses

Die Immobilienbewertung spricht daher nicht von Lebensdauer, sondern von wirtschaftlicher Gesamtnutzungsdauer. In der seit 2012 geltenden Sachwertrichtlinie wird für die Abschätzung der Gesamtnutzungsdauer nicht mehr nach Bauarten, also nach Holzhaus, Ziegelhaus oder Kalksandsteinhaus unterschieden, sondern nach Ausstattungsstandards. Die wirtschaftliche Nutzungsdauer bei Einfamilienhäusern liegt heute bei 80 bis 100 Jahren – dieser Richtwert gilt unabhängig von der Bauweise.

Die Lebensdauer eine Hauses

Die physische Haltbarkeit ist höher. Generell hält das Skelett eines Hauses im Schnitt am längsten. Und ob das aus gemauerten Wänden, Beton, Holz, Stahl oder Lehm besteht, macht erstmal keinen Unterschied. Die Lebensdauer wird in den Tabellen über die Nutzungsdauer von Bauteilen des Portals für Nachhaltiges Bauen für alle Materialien mit dem gleichen Wert angegeben. Moderne Baumaterialien wie Dämmstoffe halten eher weniger lang als Stein und Holz. Außerdem werden heute viele Kunststoffe und chemische Verbindungen eingesetzt wie Kleber, bei denen man noch wenig über die Alterung weiß. Je nach Ausführung beträgt die Lebensdauer eines Fertighauses zwischen 70 und 90 Jahre. Bei einem Massivhaus geht man in der Regel von einer Lebensdauer zwischen 100 und 120 Jahren aus. Generell hängen sowohl die wirtschaftliche Nutzungsdauer als auch die Lebensdauer stark von der Qualität des Hauses ab. Schubladenarchitektur, qualitativ minderwertige Baustoffe, unfachmännische Bauausführung oder eine minderwertige Gebäudeausstattung reduzieren die voraussichtliche Nutzungsdauer und senken den Verkehrswert. Wer bei einem Fertighaus auf das RAL-Gütezeichen achtet, hat einen anerkannten Nachweis für die Qualität.

Wie ist die Lebensdauer moderner Holzhäuser?

Vor einigen Jahrzehnten wurde die Lebenserwartung eines Holzhauses häufig um etwa zehn bis zwanzig Jahre niedriger eingestuft als die von mineralischen Bauarten.

Untersuchungen beispielsweise von der Technischen Universität Braunschweig haben aber festgestellt, dass Holzhäuser und Holzständerbauten durchaus mindestens 100 Jahre alt werden können. Sie ermittelten dies anhand der Daten von über 200.000 Häusern, die vor mindestens 30 Jahren in Holzbauweise errichtet wurden.

Außerdem hat sich ein Forschungsvorhaben der Universität Leipzig mit der objektiven Verkehrswertermittlung von Holzgebäuden befasst. Das Ergebnis: In Sachen Lebensdauer und Wertbeständigkeit stehen Holzhäuser, die ab 1985 gebaut wurden, konventionellen Bauten in nichts nach. Und: Entgegen der landläufigen Meinung brennen Holzhäuser auch nicht leichter oder schneller als Massivhäuser.

Die Gesamtnutzungsdauer dieser Holzhäuser liegt demnach bei 80 Jahren. Die technische Lebensdauer kann bei normaler Instandhaltung weit über 100 Jahre, wenn nicht gar mehrere 100 Jahre betragen. Damit zieht die Holzbauweise mit dem Massivbau gleich.

Ältere Holz-Fertighäuser hatten aber in der Tat eine geringere Lebensdauer als die heute gefertigten.

Häuser im Vergleich

Fertighaus oder Massivhaus im Vergleich

Interessant ist die auch Tatsache, dass die Banken mittlerweile bei den Laufzeiten für Hypotheken keinen Unterschied mehr zwischen konventionell gebauten Häusern und Fertighäusern machen. Deswegen kann man davon ausgehen, dass die Haltbarkeit beider Bauweisen annähernd gleich ist.

Am Markt ist es allerdings immer noch oft so, dass Fertighäuser nicht so hoch bewertet werden wie Massivhäuser. Bezogen auf den Wiederverkaufswert bedeutet das, dass ein Fertighaus in der Regel schwieriger zu verkaufen ist.

Hier könnt ihr noch mehr über die Vorteile und Nachteile von Fertighäusern und Massivhäusern lesen

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